Kienzl, Wilhelm: Brief an Helene Kienzl. Graz, 7.4.1917
Du rufst die Hilfe meines Bruders
gegen mich (wenn auch „für mich”) an!
So schrieb er mir. Mir ist zum
Weinen - aber ich überwinde es.
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Dann war ich wieder beim teuren
Rosegger, der mir einen 2. Brief
geschrieben hatte, den Lili nur
durch ein Wunder nicht
bemerkt hat. In ihm meinte er,
ich müße, wenn ich bei Lili bleiben
wolle, auf Dich ganz verzichten.
Nach meiner gestrigen Aussprache
u. Darstellung wurde er ganz an-
derer Meinung. Er begreife nun
alles: Dein u. mein Verhalten.
Ich bat ihn, mir in dieser Sache nicht
mehr zu schreiben (wegen Lili), was
er mir auch versprach. Ist das ein
Mensch, ein wahrer Mensch! -
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Eben kommt Dein Expressbrief mit
der gräßlichen Nachricht, dass
[seitlich beginnend:]
Er sagte, man habe ihm über Dich nur das
Schönste u. Beste erzählt.