Kolig, Anton: Brief an Richard von Schaukal. o.O., 30.9.1916
Lieber Freund! Geben Sie mir bitte ein gutes
Buch an, das ich in diesen Tagen lesen kann.
Auf besonders warmes Anraten von Freunden,
Isepp u. meinem Schwager (in franz. Gefangenschaft) hat mir
meine Frau zu einem Festtage Spittelers Prometheus
geschenkt. Aber ich kann damit nichts anfangen -
viel Phanthasie, aber ich komme nicht weiter, habe es
fortgelegt. Dann las ich Strindbergs „Entwicklung
einer Seele” - Das Buch hat mir weh getan, ist mir
auf die Nerven gegangen ohne Erlösung zu schaffen.
Wie wird es mir gelingen, ein Haus zu bauen
wie Sie eines haben, darin zu leben und zu schaffen
Türen zu öffnen und zu schließen, wenn ich es will?
Wie geht es Ihren Lieben?
Herzlichste Grüße
Ihr ergebenster
Anton Kolig