Kolig, Anton: Brief an Richard von Schaukal. Cassis, 20.6.1914
Ich werde dieser Tage achtundzwanzig Jahre.
Mein Schaffen ist äußerst mühevoll,
ein dauernder verzweifelter Kampf.
Das war auch wohl in Paris mit anderen
unglückseligen Momenten (Die jetzt
Gott sei Dank aufgehoben sind)
der Grund, daß ich mich von überall
zurückzog und auch nicht schrieb.
Jetzt, wo ich wieder einige Distanz zu
meiner Leistung habe, sehe ich den
großen Fortschritt, den mir ja auch
meine Freunde in Paris lobten; aber
wenn man nicht selbst spürt, wird
man durch Lob eher unglücklich und
ungerecht. Meine Arbeit bleibt mir
immer Bruchstück, wenn ein gewisser
grad vom gewollten Gehalt nicht darin
ist, muß ich sie, bin ich ihrer müde,
unbedingt vernichten - auch wenn so
und soviel schönes da ist.
Hier atme ich auf. So köstliche glückliche
Natur befreit, macht Kräfte wirksam,
die irgendwo gebunden waren. Es ist zu
köstlich hier.
Mich wundert, warum Sie nicht nach dem
Giorgione fragen. Es war ein äußerer
Beweggrund, der mich zurückhielt