Kralik, Richard: Brief an Hermann Bahr. Wien, 27.12.1916
Wien 27.12.16
Lieber verehrter Freund!
Lassen Sie mich Ihnen ohne falsche Phrase
durch ein einfaches Ja antworten. Ihr Brief ist mir
in allem und jedem die schönste Weihnachtsfreude und wenn
ich auch ganz von dem absehe, was mich persönlich dabei
betrifft, so sehe ich daraus und aus all dem, was sonst damit
zusammenhängt, der guten Sache der Menschheit, die
vor allem eine österreichische Sache ist, ein hoffnungsvolles
Licht leuchten. Zwei Schriftsteller, die sich dessen in gutem
Glauben sicher sind, können schon durch treuliche
Erfüllung ihres gottgegebenen Amtes etwas ausrichten.
Ich lerne immer mehr, in den großen Weltbegebenheiten
wie im kleinen Leben, die göttliche Vorsehung bewundern,
den Geist, der alles recht macht, ob wir siegen oder unter-
liegen, Erfolg haben oder nicht. Wie habe ich mich