Kralik, Richard: Brief an Hermann Bahr. Wien, 27.12.1916
z. B. anfänglich dagegen gesperrt, eine Geschichte der
neuesten Zeit in fünf dicken Bänden schreiben zu sollen,
und jetzt in der Arbeit sehe ich, welcher Segen mir durch
Übernahme dieser Arbeit ward, wie mich das trägt und
aufrecht hält, und was man da alles der Welt sagen
kann. Ich bin fast in einem täglichen Geistesrausch bei
dieser Arbeit und kann Abends kaum den nächsten
Morgen erwarten. Ich erfahre ja dabei, wie wenig
ich bisher selber wußte, weil so wenig in den Büchern
stand.
Ihre „Stimme" wird mich schon auch noch zu rechter
Zeit zum Wiederhall wecken. Hoffentlich hat Ihnen
die Tyrolia mein Buch geschickt, das mir wegen des Titels
lieb ist: Vom Weltkrieg zum Weltbund.
Ich bin immer mit Ihnen im Geist vereint. Seien
Sie herzlich gegrüßt von Ihrem
Richard Kralik