Liegler, Leopold: Brief an Karl Kraus. Lilienfeld, 1.6.1916
Lilienfeld am 1. Juni 1916.
Sehr geehrter Herr Kraus!
Vielen Dank für Ihr freundliches Telegramm, also haben die „Lustigen
Weiber” doch gewirkt! War der Besuch gut?
Ein Brief von Paul Bechert, das ist jener Mensch, der das Auto-
gramm verlangt hat, ist eingelangt, worin er schreibt: „Gleich-
zeitig bitte ich Sie, Herrn Karl Kraus selbst meinen verbindlichsten Dank
für die freundliche Gewährung meines Anliegens zu übermitteln,
das, wie ich nochmals betonen möchte, durchaus nicht der
landesüblichen - landesüblen - Autographenjägerei entsprang.”
Auch von Herrn Kurt Wolff kam ein Brief, der mir bezüglich
des Zeitpunktes, wann ein Vertrag geschlossen werden soll, ganz
freie Hand läßt. Außerdem hatte ich ihm geschrieben, mir käme
es sehr darauf an, einige typische Briefe zu bringen, die an Sie
gelangt sind, weil dadurch wenigstens ein Teil des Publikums
und der geistigen Atmosphäre charakterisiert wäre, die auf
das Phänomen der Fackel -positiv oder negativ - zu reagie-
ren sich veranlaßt fühlte. Das dürfte nun Herr Kurt Wolff
mißverstanden haben, denn er schrieb: „Daß eine auszugsweise
Publikation des Briefarchivs der „Fackel” höchst interessant sein
wird, glaube ich wohl. Doch schiene es mir persönlich als
Verleger wünschenswerter eine solche Auswahl publizistisch
zu trennen von Ihrer Arbeit über Karl Kraus: aus Gründen