Liegler, Leopold: Brief an Karl Kraus. Lilienfeld, 1.6.1916
der zu bewahrenden Ökonomie des äußeren und inneren
Volumens Ihres Buches.” Nun lag es aus vielen Gründen
gar nicht in meiner Absicht, diese kulturhistorisch notwendige
und äußerst dankenswerte Aufgabe, nämlich die Publikation
Ihres Briefarchivs durch meine Arbeit vorwegzunehmen.
Ich brauche aber für das Kapitel „Publikum” sehr not-
wendig eine kleine Auswahl dieser Briefe, nicht einmal
so sehr um sie zu publizieren, als viel eher, um einzelne
menschliche Typen in ihrer besonderen Reaktionsweise
für eine Schilderung des Publikums der Fackel zu gewinnen.
Ich bin in meinem Antwortschreiben (es war eine bloße Ansichts-
karte und wollte sonst nichts als den Empfang des Briefes be-
stätigen und über den Fortgang der Arbeit berichten) auf
diesen Punkt gar nicht eingegangen, weil er sich offenbar
bei genauerer Präzisierung glatt erledigen lassen dürfte.
Meine Arbeit nimmt ruhig ihren Weg. Vom ersten Kapitel
sind zwei Drittel fertig und ich hoffe den Rest im Laufe einer
Woche unter Dach zu haben. Dann kommt allerdings der
stilistische Kleinkrieg mit den einzelnen Worten und Sätzen,
auch eventuelle Streichungen könnten notwendig sein. Da ich
nämlich den ganzen Umfang des Kapitels auf 2 1/2 Bogen
im Formate der Fackel schätze, so fürchte ich, daß eine so breite
Anlage Herrn Wolff nicht zusagt. Ich könnte mich zwar
darauf einlassen, einige nicht unbedingt notwendinge