Lux, Joseph August: Brief an Maia von Kralik. o.O., 20.9.1934
Anif-Salzburg 20. 9. 34
Liebe gnädige Frau!
Ich danke für Ihren lieben Brief und wünsche nicht,
dass mein Schreiben als Abbruch meiner Freundschaft gedeutet
werden könnte, die ich dem verewigten Altmeister und Ihnen
für immer und unverändert bewahre. Aber ich meine,
dass es wirklich nicht auf meine Wenigkeit ankommt, ob
ich den einen oder anderen Abend bei Ihnen ausfülle,
der Jüngeren gehört und vor allem Besseren, das heisst
eben in erster Linie Ihrem seligen Gatten, der stets der
einzige Gegenstand der Dichterabende ist und bleiben soll.
Wie wenig es dabei auf mich ankommt, wird Ihnen
ja der Herr List sagen können, der meine Einladung zur
gemeinsamen Arbeit zurückwies und das Ganze haben
wollte, darüber ich mit ihm nicht streite und nicht in
Wettbewerb trete, wenn ich auch weiss, dass einige
Zuhörer mir freundlich gesinnt sind. Man soll nicht
zuviel Ehrgeiz haben, und ich habe ihn wirklich nicht,
wenigstens nicht für mich.
Aber wenn ich sonst raten und helfen kann,