Manowarda, Josef von: Brief an Anna und Wilhelm Klitsch. o.O., 16.10.1928
Liebes Annerl und lieber Willy!
Seitdem Du und Nelly aus Wien fort will
es hier bei mir gar nicht zusammengehen, ein Ärger
und eine Sorge löst die andere ab, man kommt
nicht auf Gleich. Zunächst geht es meiner armen
Mutter sehr schlecht, der Schwiegermutter geht es auch
nicht gut, denn neben Wasser Eiweiss und Zucker haben
die Ärzte eine Verkalkung der Gehirnarterien festgestellt;
die sich darin äussert, dass sie an Gedächnisschwäche
leidet, wovon ich mich persönlich bei einer Frage über-
zeugen konnte. Bitte wenn Ihr Nelly schreibt erwähnt
nichts davon, ich hoffe es wird sich ein wenig bessern
bevor Nelly kommt und wenn es sich nicht bessern
sollte, so wird Nelly es noch rechtzeitig erfahren.
Gewusst habe ich es schon in den Ferien, dass
das heurige Jahr nichts rosiges bringen wird, denn
die Ferien waren zu schön und das ist halt jetzt
die ausgleichende Gerechtigkeit. Es bleibt mir nur
der Trost übrig, dass vielleicht die nächsten Ferien
auch schön sein werden.
In meiner Staatsopernangelegenheit ist nur
so viel zu vermelden, dass Dr. Fürst Ihnen einen Brief
geschrieben hat, Ihnen meine Vorzüge geschildert hat