Müller, Hans von: Brief an August Sauer. Berlin, 20.2.1921
Berlin W 30, Motz-Straße 31, den 20. Febr. 1921.
Hochverehrter Herr Hofrat,
in den ersten Januartagen erhielt ich teils direct, teils
indirect von Ihnen zwei wunderschöne Gaben: Mörikes Mozart
und Ulrikens Goethe-Erinnerungen. Ihre vorbildlichen Beigaben
habe ich sofort mit größter Freude genossen: von den Einzelheiten
interessierte mich im Mozart besonders der Nachweis, daß fast alle
Facta einem Aufsatze von Rochlitz entnommen sind, und in den
"Erinnerungen" die Weimarer Familienscenen S. 14 Mitte.
Ich hätte Ihnen, mein verehrtester Gönner, sogleich meinen
herzlichsten Dank ausgesprochen, wenn ich nicht in großer Ver-
legenheit gewesen wäre, ob und wie ich Ihre Sendungen erwidern
solle. Vom Herbst 1917 bis zum Sommer 1920 mußte ich wegen
allzu karger Entlohnung meiner Bibliotheksarbeit jeden Nachmittag
bei einem Antiquar 3-4 Stunden lang collationieren, katalogisieren
u. dgl., und in diesen drei Jahren ist nicht ein Satz von mir erschienen.
Im August 1920 brachte dann die Zeitschrift für Bücherfreunde einen
kleinen Beitrag zur Bibliographie der Faustbücher, insbesondere der
von Szamatólski sehr summarisch behandelten Bearbeitung des
jüngeren Faustbuchs (des Christlich-Meynenden) für katholische Leser;
es war mir u. a. gelungen, einen wesentlich älteren Druck davon (etwa
von 1730) und einen wesentlich jüngeren (etwa von 1820/30) festzustellen
als man bisher vermutet hatte, und nebenbei erledigte ich auch den
durch Meyers Conversationslexikon verbreiteten Einfall Minors, der
Christlich-Meynende sei ein Verleger Christoph Miethen. Aber der Verlag
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