Myrbach-Rheinfeld, Felician von: Brief an Heinrich Kautsch. Barcelona, 3.3.1933
Barcelona 3. März 1933.
Calle Muntaner 256.3°
Sehr lieber Freund!
Sehr dankbar für Deinen, durch die Bei-
lage der gütigen Zeilen Deiner verehrten
Frau Gemalin bereichert und verschönt,
mache ich's wie Du und setze mich hin.
Immer hatte ich so ziemlich Sinn für
Ordnung und willig daher auch, ordnungs-
mässig vorgehen. Zuerst sei das liebe
Kranzerl von zartgrünem Lorbeer er-
wähnt. Es ist sehr hübsch und ehrt ganz
besonders meinen Namen, welcher durch die
Beigabe für "unseren" Myrbach, noch höher
und freundschaftlicher gestimmt wurde.
Wie ist denn diese feines Kränzlein entstanden?
Es ist ja gedruckt? Nimm meinen besten
Dank für Kranz in Grün und Rot.
Und nun die Glückwünsche! Die haben mir eine
wirkliche, grosse Ueberraschung gebracht.
Für diese muss ich ganz besonders danken.
Sie sind so herzlich gehalten und rufen
alte Zeiten, in Deinem gastfreundlichen Hause
genossen in Erinnerung. Ja, schön war's!
Und freuen wir uns eine so freundliche und
glückliche, kunstgeschwängerte Epoche erlebt
zu haben. Die heutige Jugend kennt dies kaum.
Umsomehr kennt sie Kummer und Sorgen
und viele sogar den Hunger. Wie traurig es
im Landl Oesterreich aussieht, darüber bin ich
durch meinen Neffen in Wien eingehend unterrichtet.