Quincke, Wolfgang: Brief an Luise Necker. Oberaudorf, 5.1.1925
Postfach 66 Oberaudorf (Oberbaiern), 5.1.25
Verehrtes Fräulein,
liebes Luisekind!
Ich habe selbst so
lange nicht von mir hören lassen, und nun
schreibt Ihr Schwestern beide mir so schöne Briefe.
Da will ich nicht lange fackeln mit der Ant-
wort.
Von Ihres Vaters Arbeiten habe ich nur einen
Band in Händen: 1887-1888. Beim Lesen ist
er mir recht wieder lebendig vor der Seele
gestanden; und doch habe ich sehn müssen, wie
der Tagesschriftsteller, auch der beste, solche Auf-
sätze nur für den Tag schreibt. Über das meiste,
was diese Artikel beurteilen, ist die Zeit längst
hinweggegangen, und wo dies, wie bei Kellers
Martin Salander, nicht der Fall ist, hat sich
die allgemeine Meinung auf die treffende
Würdigung des berufenen Kritikers eingestellt,