Quincke, Wolfgang: Brief an Luise Necker. Heidelberg, 25.1.1922
Ist es nicht gescheiter, bessre Zeiten abzuwarten?
Ich habe gar nichts dagegen, dass wir das Buch
vorbereiten und bin nach wie vor bereit, die Aus-
wahl zu treffen und die Einleitung zu schreiben.
Kommen die Zeiten nicht wieder, wo man solche
Bücher herausgeben kann, so heisst das, wir ver-
sinken endgiltig in Barbarei; und dann
ist es nicht schade darum. Was nützt ein
Buch, das niemand liest! -
Was für Kindern haben Sie denn vorgele-
sen? Sie schreiben so - mein Freund Francé
würde sagen: - rhapsodisch, dass ich aus Ihren
Briefen über Sie und Ihr tägliches Leben
gar nichts erfahre.
Fräulein Käthchen hat an Mieze so nett ge-
schrieben - aus Plauen.
Für Ihre Glückwünsche zum Geburtstag
danke ich Ihnen herzlich, obwohl sie um
einen Monat verfrüht waren. Aber wann
freute man sich nicht über gute Wünsche!
Was sagen Sie aber dazu, dass ich noch immer
hier bei Mieze bin und meine arme Frau
mutterseelen allein daheim lasse! Den
Brief erhalten Sie indess auf dem Umwege
über Ida.
Mieze grüßt herzlich mit
Ihrem
alten
Wolfgang Quincke.