Platen, Ellen von: Brief an Marianne Hainisch. Mauterndorf <Lungau>, 1.8.1925
Mit dem Auseinanderbringen von dem Nachlass
Tante Anna's, das sie einem alten Freunde und mir
anvertraut hatte, habe ich die letztvergangenen
4½ Monaten arbeitet, bis 10ten Juli, als ich via München
hierher reiste -, und ich werde auch den Monat
September dazu widmen. Das ganze Vermögen
Tante Anna's ist ja für für wissenschaftliche u. soziale
Zwecke verschenkt worden, nur die treuen Dienst-
boten sind sehr reichlich bedacht worden.
Tante Anna hatte aber in ihr letztes Testament
verordnet, dass ihr alter Freund und ich ein
Honorar für unsere Arbeit bekommen sollen,
dass vom Haupt Erben, die K. Schwed. Wissen-
schafts Akademie, im kommenden Herbst aus ge-
zahlt werden wird. - Weil ich, Danks Tante Anna,
in den Jahren -19, -20 u. -21 einige von den Gelehr-
ten Wien's kennen lernte, habe ich schon da-
mals die Not auch unter den Studenten der
Universität Wien gesehen und hatte das
Glück eine erste kleine Hilfe stiften zu können.
Jetzt dachte ich es wäre ganz im Geiste meiner
geliebten Heimgegangenen,
Onkel Gustaf u. Tante Anna Retzius, dass ich
von dem für mich bestimmte Honorar Tausend
Schwed. Kronen für arme unterstützungswürdige