Ray, Marcel: Brief an Karl Kraus. Toulouse, 15.6.1915
von seinen Verehrern ein eisernes Privatmännchen be-
-schlagen zu lassen. Wie Loos den allgemeinen Jammer
vertrage, und ob er es weiter wage, öffentlich englischen
Roastbeef und Yorker Schinken zu bestellen. Wie es
unserm von Ficker gehe, und dergleichen mehr. Vor
allem bat ich Sie, dafür sorgen zu wollen, dass ich
jederzeit wüsste, wo Sie sich aufhalten. Ich hege nämlich
die unbescheidene Hoffnung, Sie im Laufe des
Sommers irgendwo treffen zu können.
Bitte schreiben Sie ruhig in geschlossenem Umschlag
und in deutscher Sprache. Briefe aus der Schweiz sind
mir noch nie erbrochen oder unterschlagen worden.
Rekommandieren hat keinen Zweck!
Sie können sich denken, dass ich mit Zeitungen
nichts mehr zu schaffen habe. Es war nur eine Frage
der Reinlichkeit. Dafür erfahre ich, dass Frau Dr.
Schwarzwald patriotische Feuilletons schreibt. Aus-
-gerechnet im „Berliner Tageblatt″!
Mein Brief wird vor dem 17. Luzern kaum
erreichen. Hoffentlich wird er Ihnen nachgesandt.
Ich verbleibe in treuer Verehrung und Anhänglichkeit
Ihr
Marcel Ray