Anzengruber, Karl: Brief an Franz Karl Ginzkey. Wien, 15.9.1920
Wien, 15. Sept. 1920.
Lieber Freund Ginzkey!
Endlich, nach langem ein Lebenszeichen
von Dir, der rekomm. Brief und die Manuskript-Ein=
lage, für welche ich Dir herzlichst danke. Wir waren
schon ernstlich um Dich und Deinen Transport besorgt,
so daß ich Dir zweimal schrieb, doch scheinen meine
Briefe ebenso nicht angekommen zu sein, wie Deine
Karte, von der Du in Deinem Briefe schreibst. Ein=
mal traf ich Deinen Schwiegervater in der Albert=
gasse, und aus dem Munde des alten Herrn erfuhr ich,
daß es Euch gut geht und der Umzug glatt von
statten gegangen ist. Tröste Dich, mein lieber Franz
Karl! Auch wir saßen in Kritzendorf ganz im
Wasser. Der Garten unter Wasser, im Keller Wasser
und von unserem Keller angefangen bis hinüber
nach Korneuburg, faßt mitten in die Stadt hinein,
auch nichts als Wasser, Wasser. Das Bad war unter
Wasser, dessen Strömung die Hälfte der Badehütten
fortgerißen, an Bäumen zerschellt und die Trümmer
fortgeschwemmt hat. Unsere Hütte wurde nur dadurch
gerettet, daß sie mit einem starken Drahtseil an