Anzengruber, Karl: Brief an Franz Karl Ginzkey. Wien, 15.9.1920
gemütlicher ist, will ich nachholen was ich versäumt
habe und wieder fleißig arbeiten. Pläne wälze ich
bereits einige im Kopfe herum, ob ich aber diese be=
ginnen oder bereits angefangenes fertig machen
werde, das wird dann ganz von Laune und Zu=
fall abhängen, die ja nicht nur im Leben sondern
auch in der Kunst eine nicht abzuleugnende,
große Rolle spielen. Jedenfalls werde ich es nicht
versäumen Dich von meinen Neuerscheinungen in
Kenntnis zu setzen und Dir das jeweilige Büchel
schicken. Und nun, lieber Freund, sei Du und
Deine Frau recht herzlich von uns gegrüßt und
laßt Euch durch das Wetter und sonstige Unbillen
nicht verdrießen, die karg zugemeßenen frohen
Stunden auch fröhlich zu genießen, denn wer weiß
es, welch greuliche Überraschungen der dunkle Schooß
der Zukunft für uns Alle birgt.
In allgetreuer Freundschaft
Dein
KarlAnzengruber
[seitlich links:] Wien, am .........................