Anzengruber, Karl: Brief an Franz Karl Ginzkey. Wien, 15.9.1920
im Vorworte die beiden Verstorbenen (: Viktor Blüthgen
und Ludwig Ganghofer) erwähnen und einige Worte
über sie wirst schreiben müßen. Ich glaube und hoffe,
daß wir mit dem Buche bis spätestens Mitte Novem=
ber vollkommen in's Reine gekommen und fertig sein
werden. Früher kann ich mich auch keiner größeren
Arbeit widmen. Was mein Roman macht? Er ist fix
und fertig und liegt - zur Abwechslung - seit Wochen
bei der „Wila“, von der ich aber noch keine Nachricht
erhalten habe. Gearbeitet, lieber Freund, habe ich
während des ganzen Sommers, von einigen Feuilletons
und der Zusammenstellung eines Buches mit kleinen
Wiener Geschichten abgesehen, eigentlich nichts.
Im Sommer kann ich nun einmal nicht arbeiten,
da reißt es mich fleißig herum zu strolchen, da habe
ich kein Sitzfleisch und dieses gehört am Ende doch
auch zur Schriftstellerei. Außerdem habe ich noch
immer an den Korrekturen für die Anzengruber=
Ausgaben fleißig zu tun und gab mir der Kalender
heuer auch ziemlich Arbeit, weil ich des Papierman=
gels halber, den Umfang reduzieren und die Sache
doppelt machen mußte. Im Winter aber, wenn es
draußen keine Sonne mehr gibt, die mit ihren
Strahlen lockt und es drinnen in den vier Wänden,
trotz Sauerstoffmangel immerhin noch etwas