Baernreither, Joseph Maria: Brief an Heinrich Friedjung. Bad Kreuth, 18.8.1915
denn diese Materie kann wie die erste abgeschlossen werden, ja es
drängt die Zeit, dass sie abgeschlossen werde. Die nächsten Monate sollen
ihr in Beratungen, die in Prag u. Wien stattfinden werden, gewidmet
sein.
Es ist also ganz recht, dass Ihre Denkschrift bei Hirzel im Ganzen ge-
druckt wird - zum endgiltigen Gebrauch jedoch wird sie doch wohl
in ihre natürlichen Teile zerlegt werden müssen. Der erste Teil ist fertig,
denn das was sie über das politische und militärische Bündnis sagen
ist abschliessend u. die Handelspolitik wird es auch sein. Ungarn Polen u.s.w.
werden wir parallell aus den Ereignissen studieren u. verfolgen, können es aber
vorläufig nicht abschliessen. Das Capitel über die innere Politik muss
aber in den nächsten Monaten zu einem concreten Abschluss kommen.
Ihre Leitsätze müssen ausgefüllt werden, wie ich es versucht habe
die von uns allen anerkannten Leitsätze der wirtschaftlichen Annäherung
auszufüllen und mit einer unmittelbar praktischen Spitze zu versehen.
Was nun Ihre weitere Teilname an den Arbeiten betrifft, so muss ich
Ihnen sagen, dass Geschichte schreiben ein edler Beruf ist, aber Geschichte
mitmachen (und in gewisser Hinsicht versuchen wir es ja wenigstens)
mindestens die gleiche Berechtigung hat. Ich schlage Ihnen daher
ein Compromiss vor. Wir werden Sie mit den laufenden Sitzungen
und Detailberatungen nicht behelligen. Aber so wie Sie in Ihrer
Denkschrift die lapidaren Sätze hingestellt haben, müssen Sie von
Zeit zu Zeit bezüglich unserer Arbeiten eine Art Ueberschau halten,
im Interesse der Einheitlichkeit der historisch-politischen Auf-
fassung.
Was nun die Verteilung der Hirzelexemplare betrifft, so