Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. Beuthen, 14.11.1914
Beuthen a/S. 14./XI. 914.
Lieber Freund!
Jawoll! Deutschland! Ich kam per Wagen um
Brot backen zu lassen, da ich seit 14 Tagen
zu den systematischen Ernährern der Armee
(sprich: Train) gehöre! Sic. Ich wurde als
Rechnungsunteroffizier von der Kompanie
weg zum Train befohlen und werde voraus-
sichtlich hier das Ende des Krieges erleben. Der
Dienst ist ja anundfürsich auch kein Kinder
spiel. Aber doch kein Vergleich mit dem bei der
Front; wie ich aus eigenster Überzeugung
weiß. Wir haben den Rückzug von Warschau
glücklich überstanden und ich glaube daß
ich nunmehr soz. aus dem Wasser, d.h. der
unmittelbaren Gefahr bin. Ich habe, das können
Sie mir ruhig glauben meine Pflicht bei der
Front getan, ich habe es auch beim Gefechts-
train (d. i. Fahrküche, Proviantwagen) getan, was
schon weniger gefährlich, aber immerhin oft
schwül genug war; ich drängte mich nicht
zum großen Train, dem wenigst gefährdeten
Truppenteil, aber ich wehrte mich auch nicht.
Man braucht auch hier Leute. - Ich habe
sehr viel erlebt und mitgemacht, wenigstens
für mich war's grade genug. 7 mal waren
wir tüchtig im Feuer; mal Infanterie -, mal
Shrapnel-, mal Granatenfeuer, mal alles
gemischt. Ich habe mich sogar gewöhnt
daran, derart, daß ich das Zwitschern der
Gewehrkugeln, ja selbst das heulende Sausen