Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. Beuthen, 14.11.1914
ging mir zum Guten aus. Also auf Wieder-
sehen! Ich denke bereits an Zukunft! An
Arbeiten, Schaffen! Trotz Dienst und Kanzlei
sehe ich künstlerisch, empfinde künstlerisch
studiere und notiere im Gedächtnis. Erlebe,
wie wenn ich eine Vergnügungsreise täte.
Sehe die Landschaft mit den Augen eines
Hochzeitreisenden, lache über Unannehm-
lichkeiten als vorübergehende Nichtigkeiten,
genieße Stimmungen und studiere
Menschen und Charaktere. Ich freue mich
über jede Minute des mir wiedergeschenk-
ten Lebens und hoffe auf eine schöne
Zukunft; ich lebe gleichzeitig in Wien
und hier, Zukunft und Gegenwart ver-
mischen sich zu einem Gemenge von
Traum und Wirklichkeit, das mich letz-
tere weniger unangenehm, ersteren weniger
illusorisch scheinen läßt. Und die Tage,
ja Wochen fliegen dahin; ich zähle nur
mehr die Sonntage! Und so werden auch
Monate dahingehen und der Krieg wird
zu Ende gehen, ich werde heimkommen
und die dritte Periode meines Lebens be-
ginnen, die des ruhigen, zielbewußten
Schaffens, der bewußten Produktion und
menschlich die Zeit des glücklichen Lebens-
genusses. Bis dahin und auch weiters ver-
bleibe ich der Alte und grüße Sie und Frau
auf das Herzlichste. Ihr Divéky.