Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. Beuthen, 29.11.1914
Beuthen, 29/XI. 914.
Lieber Freund !
Bitte geben Sie doch endlich zu, daß ich ein wirkliches
Glückskind bin! Und fragen Sie, ob meine
Kriegslaufbahn nicht etwas ganz sonderbar abenteu-
erlich anmutendes an sich hat; und Alles, was ich
nach meinem eigenen instinktiven Gefühle
tat, schlug mir zum Heil aus. Davon spreche ich
nicht, daß ich dem Rate des berufenen Beraters,
des Generalkonsuls in Brüssel nicht gefolgt bin
und seinen Extrazug nicht benützte, trotzdem die
logische Überlegung dazu riet. Denn der Entschluß
allein schon, einzurücken war ein Schuß ins Schwarze.
Ich kam also bis Janow mit dem Bataillon, und
kriegte am 28. August den bekannten Sonnenstich;
fünf Tage später war das Bataillon halb aufgerie-
ben. Ich fuhr von Janow über Krakau auf eigene
Faust nach Wien, statt nach Preßburg; dadurch
versäumte ich um 2 Tage den Abgang, resp. die
Zusammenstellung des 2. Marschbataillons, das sich
bei Lublin verblutete ! In Agram meldete ich
mich instinktiv freiwillig zur 9.ten Marschkompanie;
unser Bataillon wurde zur Kav. Division zugeteilt
Ich wurde zum Gefechtstrain kommandiert, gerade
als die Situation und die Verluste des Bataillons
anfingen sehr unangenehm zu werden; ich
traf einen früheren Kameraden der mich zu sich
zum Train kommandieren ließ. 2 Tage später
fielen von meiner Komp gegen 40 Mann. Ich
wurde nach Beuthen geschickt; meine Truppe
entfernt sich von ihrem Standort, ich fahre ihr
nach instinktiv nach Norden, treffe sie nicht. Ich
melde mich nicht beim erstbesten Kommando,
sondern bei einem ganz bestimmten; und eine
Viertelstunde später bin ich Hilfsmanipulant
der Kav. Trupp. Division ! Gewinne in 3 Tagen
das Vertrauen meiner Vorgesetzten derart,
daß sie mich (mit Geld !) zum Einkaufe nach
Beuthen senden. Ich kam zu meiner Truppe
gerade als neue, sehr strenge Maßregeln
gegen versprengte Leute anbefohlen wur-