das Gegenteil, wenn das noch möglich ist. Sie wissen ja sehr gut, wie
viel sie mir ist, und Sie kennen sie auch gut genug um selbst zu
urteilen. ~ Sie werden die Veränderung Ihres lieben [Hatni] nicht so
recht gewahren; er wird platzen vor Lachen. Denn ich bringe
so viele Ideen mit daß der Fruchtbarkeit kein Ende sein
wird. Und wie ich mir mein künftiges Leben vorstelle (übrigens
ähnlich wie Sie sich's denken), darüber sprachen Sie ja schon mit
meiner Frau, und sie erzählte mir davon in B. Freiheit vor Allem !
Ich schätze die Freiheit so hoch, daß ich jetzt ohne Schwierigkeit vorüber-
gehend auf sie verzichten kann; ich kann mich jetzt unterordnen
im Interesse der Freiheit; für sie kämpfen wir ja alle. Freiheit, per-
sönlich und im Arbeiten. Das ist z. T. mein Programm. Und dem Geiste,
der künstlerischen Intelligenz die Alleinige Herrschaft einräumen. Dazu
ist Hilfe nötig, nicht materiell, sondern geistig. Denn ich allein
würde mich einspinnen wie eine Seidenraupe und nichts würde
zum Vorschein kommen. Ich würde verknöchern, wie ichs eine Zeit-
lang bereits begann, bevor ich (es war schon in Brüssel) meine Frau
mit solchen Schmerzen um Rat fragte; ich hatte erst damals das Vertrauen zu ihrem Verständnis bekommen. Nicht früher, weil ich es
seinerzeit nicht verstand, mich jemandem rückhaltlos zu geben.
Sie glauben gar nicht, was mir die zwei Tage Zusammenseins
mit Hans gegeben haben ! Mit ganz neuer Kraft und frischem
Mut ging ich wieder hinaus ins Ungewisse, mit dem bestimmten
Vorgefühl des endlichen Sieges der Intelligenz, des Geistes über
Roheit und Kulturlosigkeit. Ich konnte zwei Tage lang die Süßig-
keit eines kultivierten Daseins schmecken, bekam eine
Vorahnung des Glücks das mich zuhause erwartet. Kultur, In-
telligenz, Liebe, Freundschaft, Kunst; das Bewußtsein des Ver-
standen seins und das Gefühl der sich nähernden Reife ! Und dabei
die Überzeugung, daß man soviel Schönes imstande sei mit
Maß und bewußt zu genießen.
viel sie mir ist, und Sie kennen sie auch gut genug um selbst zu
urteilen. ~ Sie werden die Veränderung Ihres lieben [Hatni] nicht so
recht gewahren; er wird platzen vor Lachen. Denn ich bringe
so viele Ideen mit daß der Fruchtbarkeit kein Ende sein
wird. Und wie ich mir mein künftiges Leben vorstelle (übrigens
ähnlich wie Sie sich's denken), darüber sprachen Sie ja schon mit
meiner Frau, und sie erzählte mir davon in B. Freiheit vor Allem !
Ich schätze die Freiheit so hoch, daß ich jetzt ohne Schwierigkeit vorüber-
gehend auf sie verzichten kann; ich kann mich jetzt unterordnen
im Interesse der Freiheit; für sie kämpfen wir ja alle. Freiheit, per-
sönlich und im Arbeiten. Das ist z. T. mein Programm. Und dem Geiste,
der künstlerischen Intelligenz die Alleinige Herrschaft einräumen. Dazu
ist Hilfe nötig, nicht materiell, sondern geistig. Denn ich allein
würde mich einspinnen wie eine Seidenraupe und nichts würde
zum Vorschein kommen. Ich würde verknöchern, wie ichs eine Zeit-
lang bereits begann, bevor ich (es war schon in Brüssel) meine Frau
mit solchen Schmerzen um Rat fragte; ich hatte erst damals das Vertrauen zu ihrem Verständnis bekommen. Nicht früher, weil ich es
seinerzeit nicht verstand, mich jemandem rückhaltlos zu geben.
Sie glauben gar nicht, was mir die zwei Tage Zusammenseins
mit Hans gegeben haben ! Mit ganz neuer Kraft und frischem
Mut ging ich wieder hinaus ins Ungewisse, mit dem bestimmten
Vorgefühl des endlichen Sieges der Intelligenz, des Geistes über
Roheit und Kulturlosigkeit. Ich konnte zwei Tage lang die Süßig-
keit eines kultivierten Daseins schmecken, bekam eine
Vorahnung des Glücks das mich zuhause erwartet. Kultur, In-
telligenz, Liebe, Freundschaft, Kunst; das Bewußtsein des Ver-
standen seins und das Gefühl der sich nähernden Reife ! Und dabei
die Überzeugung, daß man soviel Schönes imstande sei mit
Maß und bewußt zu genießen.