Ich muß übrigens sagen, daß ich mich sehr geändert habe. Meine
Begriffe haben sich gewandelt, sie sind vielleicht wirklich reifer
geworden. Ich habe andere Begriffe vom Leben und vielleicht auch
vom Tode bekommen. Ich habe dem Tode um des Lebens willens
ganz ruhig ins Auge gesehen, er schreckte mich nicht, trotzdem ich
viel zu verlieren hätte, oder gehabt hätte. Denn heute bin ich soz.
versichert. (Ich bin bereits ständig beim Train unserer Abteilung, Stell-
vertreter des Trainkommandanten, werde vielleicht sogar befördert
werden.) Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles ist bereits gering
geworden und ich suche nicht mehr die Gefahr, wenn ich sie auch
nie meiden werde. Ich habe in der Zwischenzeit wieder Granaten
einschlagen gesehen, auch das Zwitschern der Gewehrkugeln wieder
gehört. Aber das ist jetzt nichts mehr. Wenn ich nicht wüßte oder
ahnte (und Sie bestärken mich darin) daß mein Leben nützlicher
sein kann als wenn ich mich eventuell opferte, verlangte ich
mich zurück in den Schützengraben ! Denn ich bewundere die
einfachen Leute, die so ganz ohne Murren ihre Brust dem feind-
lichen Feuer darbieten ! Leute, deren Intelligenzgrad nicht die
ideelle Einsicht erwarten läßt. Es muß im ganzen Volke der
Instinkt, der Trieb des Lebens unendlich stark sein. Denn mit
"muß" und "Pflicht" läßt sich Mut und Tapferkeit nicht erklären.
Es ist richtig, man geht mit den "Silbernen" weichlich um; aber ich
beneide trotzdem die Träger derselben; mehr um die Gelegenheit
die sie hatten, als um den Besitz. Denn wenn man auch im
Lichte der Allgemeinheit nichts oder fast nichts geleistet, in seiner
eigenen, kleinen Welt wird doch jeder Heimgekehrte ein klein-
ner Held sein. In der Welt, für die er letzten Endes gekämpft
und gelitten. Für Frau und Kind, für meine Freiheit, für unsere
Zukunft kämpfte auch ich. Und der darin liegende Egoismus ist
vielleicht die beste Erklärung selbst für Todesverachtung. Und unbewußt
wird dies wohl in Jedem stecken.
Begriffe haben sich gewandelt, sie sind vielleicht wirklich reifer
geworden. Ich habe andere Begriffe vom Leben und vielleicht auch
vom Tode bekommen. Ich habe dem Tode um des Lebens willens
ganz ruhig ins Auge gesehen, er schreckte mich nicht, trotzdem ich
viel zu verlieren hätte, oder gehabt hätte. Denn heute bin ich soz.
versichert. (Ich bin bereits ständig beim Train unserer Abteilung, Stell-
vertreter des Trainkommandanten, werde vielleicht sogar befördert
werden.) Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles ist bereits gering
geworden und ich suche nicht mehr die Gefahr, wenn ich sie auch
nie meiden werde. Ich habe in der Zwischenzeit wieder Granaten
einschlagen gesehen, auch das Zwitschern der Gewehrkugeln wieder
gehört. Aber das ist jetzt nichts mehr. Wenn ich nicht wüßte oder
ahnte (und Sie bestärken mich darin) daß mein Leben nützlicher
sein kann als wenn ich mich eventuell opferte, verlangte ich
mich zurück in den Schützengraben ! Denn ich bewundere die
einfachen Leute, die so ganz ohne Murren ihre Brust dem feind-
lichen Feuer darbieten ! Leute, deren Intelligenzgrad nicht die
ideelle Einsicht erwarten läßt. Es muß im ganzen Volke der
Instinkt, der Trieb des Lebens unendlich stark sein. Denn mit
"muß" und "Pflicht" läßt sich Mut und Tapferkeit nicht erklären.
Es ist richtig, man geht mit den "Silbernen" weichlich um; aber ich
beneide trotzdem die Träger derselben; mehr um die Gelegenheit
die sie hatten, als um den Besitz. Denn wenn man auch im
Lichte der Allgemeinheit nichts oder fast nichts geleistet, in seiner
eigenen, kleinen Welt wird doch jeder Heimgekehrte ein klein-
ner Held sein. In der Welt, für die er letzten Endes gekämpft
und gelitten. Für Frau und Kind, für meine Freiheit, für unsere
Zukunft kämpfte auch ich. Und der darin liegende Egoismus ist
vielleicht die beste Erklärung selbst für Todesverachtung. Und unbewußt
wird dies wohl in Jedem stecken.