20/XI. 1914.

Lieber Freund !
Wie Sie schon am Gebrauch von Tinte und
Feder erkennen, genieße ich noch immer
den "Urlaub" in Beuthen. D. h. ich habe
noch immer keinen Befehl abzurücken.
Unsere Zuversicht auf ein baldiges Ende,
zu verstehen: in paar Monaten, hebt sich
ganz bedeutend durch die glänzenden
Nachrichten, die aus allen Weltgegen-
den ankommen und die hoffen lassen
daß wir bald auch dem östlichen Herrn
Feind das Lichtlein löschen werden. ~
Vielleicht ist es daher nicht mehr ganz
unzeitgemäß von Heimkehr und Zukunft
zu fantasieren, wie ich das seit einiger
Zeit ja gerne tue. Ich brenne vor Begier
die Ideen und Eindrücke zu Papier zu
bringen, die ich gesammelt und zum
Teil in Schlagworten notiert habe. Gezeich-
net habe ich nichts. Dazu fehlt doch die Ruhe
und Stimmung. Denn auch hier sitze ich ja
wie auf Nadeln, jeden Augenblick bereit
zum Abrücken. Außerdem macht sich mein
Rheumatismus unangenehm bemerkbar.
(Aber sagen Sie von letzterem meiner Frau
nichts, sonst ängstigt sie sich unnötig.) ~
Meine Kriegserlebnisse sind wohl mit