Bettelheim, Anton: Brief an Karl Erdmann Edler. Wien, 27.5.1917
Ihres Verkehres mit der Ebner gerettet. So hab' ich nichts gegen die
Vernichtung dieses an sich gewiß harmlosen Briefwechsels, harmlos,
so weit Personalien in Betracht kommen, doch sonst gewiß nicht uninteres-
santen Briefwechsels, soweit Sachliches darin behandelt wurde.
Man darf aus Verdruß über einzelne ärgerliche Möglichkeiten und
Zwischenfälle nicht gleich das ganze literarische Schaffen verwün=
sehen. Das hat auch unsere große Ebner nie gethan: man durfte
zeitweilige Verstimmungen nicht gar zu dauerhaft nehmen, so
sehr ich Ihre Freundes=Pietät ehre und begrüße. Mir hat die
Ebner nie nahegelegt, ich möge ihre an uns gerichteten Briefe
vernichten, obzwar mancher ganz rückhaltlose sich darunter findet:
meiner Frau wie mir wird es doch so wie so niemals einfallen,
ähnliche Stellen oder Gefühls=Ergüsse irgend wie in die Öffentlich-
keit dringen zu lassen. Treue Freunde üben Rücksicht aus natürlichem Tact!
Daß Sie mindestens für Ihre sonstigen wichtigen Correspondenzen
mein freundschaftlich gesinntes unbefangenes Wort sich über=
legen, thut mir der Sache wegen und Ihretwillen wol. Ich wäre
froh, wenn Sie selbst diese Materialien zu einer Selbstbiographie