Bindtner, Josef: Brief an Gustav Gugitz. Wien, 14.8.1916
aufgerichtet! Wie haben wir uns bemüht das
Herdenvieh zu überwinden u. von uns abzuwehren,
u. nun versinken wir ganz u. gar in dem
grauen Unflat u. Gewimmel. Nun neigt sich
dieser gräuliche Sommer, der eigentlich ganz
schön zu nennen wäre, seinem Ende zu –
u. nicht die leiseste Ahnung einer Morgenröte
des Friedens ist zu erblicken. Nun gehe ich schon
gar nicht mehr unter Menschen – denn das
sind tatsächlich nur Larven u. böswillige
Phantome. Ab u. zu möchte ich mir ein
gutes Glas Wein beim Kratzer gönnen u.
wandle nach dem Abendessen – ridicule
dictum – die Straße hinauf: – aber ich kehre
immer wieder um, wenn ich die vollen
Tische, die wüsten feisten Gesichter der Schlemmer,
die dicken knallprotzigen Weiber erblicke.
Am liebsten drücke ich mich am Sonntagabend
in eine Ecke bei der "Goldspinne" –
sogar Jakob Fischer hat mich letzthin dort auf-
gesucht – u. mustere die armseligen Zeitungen,
die immer u. immer dasselbe leiern.