Brecher, Gustav: Brief an Ernst Krenek. Leipzig, 9.3.1930
Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 72041
Leipzig am 9 III 1930
Sehr verehrter lieber Herr Krenek -
ich muss da doch Einiges richtigstellen:
ich war überhaupt noch zu keiner Entscheidung
entschlossen, auch nicht zu einer vorläufigen,
als ich Dr Heinsheimer depeschierte, daß ich mich
mit ihm in München treffen wolle; ich hatte nur
die Absicht ihm die äußerst verzwickte Sachlage
auseinanderzusetzen und mit ihm einen modus
procedendi zu beraten. Dass Hertzka auch in Mün-
chen wäre ahnte ich gar nicht und selbstverständlich
wäre ich doch viel lieber zu Ihnen nach Wien
gekommen wenn in jener Woche des Messe = Be=
ginns die Zeit gereicht hätte; meine Fahrt nach
München war improvisiert, denn eine unmittelbar
bevorstehende unerwartet einberufene Auschuß-Sitzung
zwang mich dazu einen Entschluss zu fassen, einen
Entschluss nur darüber ob ich in dieser Sitzung die Ange-
legenheit vorbingen solle oder nicht; für eine Erörterung
sprach Ihr & des Verlages wohlbegründeter Wunsch
nun endlich mit den Verhandlungen vorwärtszukommen,
dagegen sprachen stärkste Zweifel an der taktischen
Zweckmäßigkeit jetziger Diskussion. Sie erwähnen mit
Recht die Tatsache daß Sie bisher noch kaum etwas
von dem Theaterausschuss hier & seinen Befugnissen
gehört haben, ich habe jedenfalls auch bei Ihrer letzten
Leipziger Anwesenheit noch keinen Anlass gehabt meine
internen Sorgen vor Ihnen auszupacken. Begonnen haben
sie schon vor einem Jahr, als Dr Barthol einen
längeren Urlaub antrat & ein doppelköpfiger "Unter