Brecher, Gustav: Brief an Ernst Krenek. Leipzig, 9.3.1930
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Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 72041
Leipzig, am 19
ein Etat überhaupt zur Verfügung steht;
es bleiben also daneben nur 8000 M.
für den ganzen Spielplan eines Jahres.
Da der Ausschuss nun bereits im Sommer
Vorsicht bei der Erwerbung von Uraufführungen
gefordert hatte, weil man nicht wissen könne
wie sie sich kassenmäßig dann auswirken,
so ist es klar daß ich - von Ausstattungs-
kosten auch abgesehen - das Verhältnis 5000
zu 13000 zur Sprache bringen und erwähnen
musste, daß der Stoff dieser Oper unter den
heutigen Verhältnissen ein Risiko bedeute und
eventuell sogar Verluste nach sich ziehen könne,
die allerdings im strikten Gegensatz zu den ver-
ordneten Sparmaßnahmen stehen würden. Sie
sehen also, dass die Finanz= und die Gesinnungs=
kontrolle wie Sie sagen, in diesem Fall tat=
sächlich so eng mit einander verknüpft sind,
daß guter Rat wirklich teuer war und sehr
leicht die überaus bedenkliche und gefährliche
Möglichkeit gegeben daß das Gremium in Gänze
Ihr Werk hätte lesen und nach der Lektüre da-
rüber hätte abstimmen wollen ob man das finan-
zielle Risiko übernehmen dürfe oder nicht, oder
gar darüber ob ein solches Zeitstück jetzt über=