Brockhausen, Carl: Brief an Elise Richter. Wien, 9.4.1918
Parallel mit dieser auf Haus- u. Wohnungskultur gerichteten Bestrebung ging ihr Versuch
die Idee des Einküchenhauses zu verwirklichen. Vorstudien an Ort u. Stelle, wo solche bereits
bestanden, gingen voraus; dann erfolgte die Gründung des Wiener Vereines: Einküchenhaus,
deren Praesidentin sie wurde. Diese Aktion kann ich als bekannt voraussetzen.
Auch in der Bau- u. Wohnungsgenossenschaft Heimhof ist sie Ausschußmitglied, u. der Bund
der Frauenvereine hat sie in ihre Wohnungs-Kommission berufen.
Nach einer etwas anderen Richtung bewegt sich eine zweite Tätigkeit: Der Verein: Frauenkultur
u. Frauenkleidung, der Körperliche Ausbildung, hygienisches Leben u. Bekämpfung gewisser
Lebens-Kleidungs-u Mode Thorheiten zum Ziele hat, eine gefällige u. doch
gesunde aber nicht überflüssigem Wechsel unterworfene Bekleidung, einen Widerstand
gegen die sogenannten "Kinkerlitzchen" u. ähnliches bezweckt, ist - wie ich glaube
sagen zu dürfen - durch ihre Mitwirkung zu einer gewissen Bedeutung gelangt.
Im Kriege hat sie, zu einer Zeit, als noch der Ledermangel nicht so empfindlich zu Tage trat,
aber sich schon vorerkennen liess , die Holzschuh-Aktion eingeleitet, bei der Wollaktion u. beim
Haussammeldienst mitgewirkt. Sie ist im Vorstande des Wiener Frauen Erwerbvereines.