Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 11.1.1922
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"Deutsche Dichtung" erst, wenn sie mir jemand zur Post tragen kann,
für mich ist sie zu schwer.
Ich benütze noch diese Seite, um "Anna", nach diesem Ge=
dicht fragen Sie in einem Ihrer spateren Briefe, aufzuschrei=
ben.
Anna.
Wie sich um Trümmer grau und wild
Noch schlingen grünende Ranken,
So zieht mir zuweilen Dein helles Bild
Noch durch die düsteren Gedanken.
Und mußt' auch sterben und verglühn
Das Glück jener Sommertage,
Noch fühl' ich mir's im Herzen blühn
Wie süße, traute Sage.
Oft seh ich Dich zu stiller Stund'
Wie droben unter der Linde,
Dein Auge blitzt und es lacht Dein Mund
Und Dein Goldhaar flutet im Winde
Bis Tränen trüben die holde Gestalt
Mir armen träumenden Toren,
Bis mich's ergreift mit Schmerzensgewalt,
Daß Du mir auf ewig verloren.
K. E. F.
Gute Nacht!
O. F.
3 Ausschnitte aus d. "N. Fr. Presse"
Anliegend: Prophezeiungen.
1 Couvert mit ungestempelten Marken.
1 Couvert mit gestempelten Marken
3 einzelne deutsche Marken
4. Beweis, daß deutsche Bücher auch nach Osterreich
der Ausfuhrbewilligung bedürfen.