Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 20.12.1922
3.
Weder dafür, daß der Großvater Elias geheißen hat, finde ich einen
Beleg, noch daß er in Czortkow gewohnt hat. Daß K. E's Vater,
Dr. Heinrich F., sich in Cz. angesiedelt hat, lässt sich wohl leicht
daraus erklären, daß er eben in den Ort zog, in dem er
Hoffnung zu haben meinte, eine Familie ernähren zu
können. - Rappaport „Allg Ztg. d. Judentums“? werde suchen.
Daß Ihre Eheliebste meine Bücher liest, freut mich außeror-
dentlich. – Auf Ihre liebe Weihnachtsfrage antworte ich
wieder: „Bitte, um einen Schleier.“ Ich trage bereits den
2. Der erste ist zerrissen. Der erste war aber besser,
der 2. dehnt sich zu sehr. Ich wäre auch mit einem
solchen aber froh. - Ich lebe sehr einfach und entbehre
nichts. Wie lange es weitergeht - ich mache mir
darüber keine Gedanken. Natürlich ist es mir
eine große Beruhigung zu wissen, daß ich mich
im äußersten Fall um Geld an Sie Beide wenden
darf. Vor ungefähr 3 Wochen erlebte ich die Überraschung,
daß mir ein Kopenhagener Leser 100 dänische Kro-
nen als „Ehrengabe“ übersandte. Natürlich gilt das
der Witwe von Karl Emil Franzos.
Ich sende diesen unvollkommenen Brief noch heute ab,
damit meine innigen Weihnachtswünsche Sie alle Vier
noch rechtzeitig erreichen!
Am 13./12. habe ich mich gegen Abend von meinem
„Zögling“ los gemacht und bei den geliebten Buben
Rudolfs 11. Geburtstag zu Ehren Abendbrot gegessen.
Heute wurde Rudolf froh und gesund auf dem Eis
gesehen. Gott segne beide.
Nochmals tausend Gutes Ihnen Allen!
Immer noch glaube ich einzig berechtigt zu sein zu
unterzeichnen
Ihre dankbare
OF
Micky G. s. D. auch gesund.
Welche Bände d. D. D. haben Sie? II. XI. XII. u.?