Wien 26/5 23.
Lieber und verehrter Herr Professor! Sie müssen mich für ganz
treulos halten und doch gehört Untreue nicht zu meinen zahlrei-
chen Fehlern. Ich bin nur unendlich müde von viel Unbehagen
in meinem Haus, von Fieber und Unwohlsein. So komme
ich erst heute Ihnen für Ihren lieben Brief v. 11/5 zu danken
und ihn zu beantworten.
„Jesse & Maria” hat bereits 90.000 Kr. gekostet. Das
war aber noch bevor der deutsche Buchhandel auch für Öster-
reich den Auslandspreis eingeführt hat, was jetzt der Fall
ist. Wenn ich also jetzt Bücher für Sie besorge, muß ich dassel-
be bezahlen wie Sie in Belgien, nur kann ich sie doch
wohl noch eher verschaffen. Bleibt das Antiquariat
für Ihre Wünsche.
Für die 50 francs danke ich vielmals! Die Preise
sind hier irrsinniger denn je. ich musste mir ein
Kleid, das ich wohl 10 Jahre habe, in Ordnung bringen
lassen. Meine Schneiderin, die in uneleganter Gegend
des III. Bezirks ohne Hülfe wirtschaftet und arbeitet,
hat für Herrichten - ich gab ein Tuch, das ich besaß -
270 tausend Kronen gerechnet! Ich war auf 50 T.
gefasst. Sie hat nur Seide für Stehkragen und Kra=
vatte dazu gekauft. Da tun nun Ihre 50 francs und
10 dänische Kr., die ich noch besitze, herrliche Dienste!
Über Strümpfe, Sie sehen ich bin ganz unverschämt
geworden, würde ich mich unendlich freuen. Ich
stopfe die meinen täglich. Doch dürfte ich recht sehr
bitten, daß es keine wollenen seien. Solche sind
mir ganz ungewohnt. Meine Friedensstrümpfe, an-
dere habe ich noch nicht, die 2 Kronen 50 Heller ko-
steten, sind wohl unerschwinglich. Aber vielleicht
dürfte ich um baumwollene bitten. Grau. Mittlere
Größe. Ich messe einen Schuh innen: 25 Cm. höchstens 26. Mit
Seife bin ich vorläufig gut versorgt, ich habe noch die Ihre
gütige Gattin mir sandte und erhielt auch hier geschenkt.
Sagen Sie, bitte Ihrer lieben Frau, daß als die Knöpfchen
mit den Nähsachen kamen, ich dachte, die würde ich
nicht verwenden können und nun sind von 36 be-
reits 32 an eine Decke genäht. Nun denke ich mor-
gens und abends schon um dieser willen an meine
belgische Fee!
Lieber und verehrter Herr Professor! Sie müssen mich für ganz
treulos halten und doch gehört Untreue nicht zu meinen zahlrei-
chen Fehlern. Ich bin nur unendlich müde von viel Unbehagen
in meinem Haus, von Fieber und Unwohlsein. So komme
ich erst heute Ihnen für Ihren lieben Brief v. 11/5 zu danken
und ihn zu beantworten.
„Jesse & Maria” hat bereits 90.000 Kr. gekostet. Das
war aber noch bevor der deutsche Buchhandel auch für Öster-
reich den Auslandspreis eingeführt hat, was jetzt der Fall
ist. Wenn ich also jetzt Bücher für Sie besorge, muß ich dassel-
be bezahlen wie Sie in Belgien, nur kann ich sie doch
wohl noch eher verschaffen. Bleibt das Antiquariat
für Ihre Wünsche.
Für die 50 francs danke ich vielmals! Die Preise
sind hier irrsinniger denn je. ich musste mir ein
Kleid, das ich wohl 10 Jahre habe, in Ordnung bringen
lassen. Meine Schneiderin, die in uneleganter Gegend
des III. Bezirks ohne Hülfe wirtschaftet und arbeitet,
hat für Herrichten - ich gab ein Tuch, das ich besaß -
270 tausend Kronen gerechnet! Ich war auf 50 T.
gefasst. Sie hat nur Seide für Stehkragen und Kra=
vatte dazu gekauft. Da tun nun Ihre 50 francs und
10 dänische Kr., die ich noch besitze, herrliche Dienste!
Über Strümpfe, Sie sehen ich bin ganz unverschämt
geworden, würde ich mich unendlich freuen. Ich
stopfe die meinen täglich. Doch dürfte ich recht sehr
bitten, daß es keine wollenen seien. Solche sind
mir ganz ungewohnt. Meine Friedensstrümpfe, an-
dere habe ich noch nicht, die 2 Kronen 50 Heller ko-
steten, sind wohl unerschwinglich. Aber vielleicht
dürfte ich um baumwollene bitten. Grau. Mittlere
Größe. Ich messe einen Schuh innen: 25 Cm. höchstens 26. Mit
Seife bin ich vorläufig gut versorgt, ich habe noch die Ihre
gütige Gattin mir sandte und erhielt auch hier geschenkt.
Sagen Sie, bitte Ihrer lieben Frau, daß als die Knöpfchen
mit den Nähsachen kamen, ich dachte, die würde ich
nicht verwenden können und nun sind von 36 be-
reits 32 an eine Decke genäht. Nun denke ich mor-
gens und abends schon um dieser willen an meine
belgische Fee!