auch gute Absichten können schlimme Folgen zeitigen. Das Ele-
ment des Theaters ist nicht Bürgerlichkeit. Der Mann jeden
Standes sucht es auf , um während einiger Stunden weniger oder
mehr, als ein Mann seines Standes zu sein. Nach bürgerlichen
Gesichtspunkten entwickelt sich keine dramatische Kunst, und
auf die Massstäbe bürgerlicher Moral zurückgeführt , endet sie
in Verkümmerung.
Möge es der werten Versammlung gelingen, das Recht
der Bühne auf freie Entfaltung recht eindrücklich zu beto-
nen und in die Gefahren hinein zu leuchten, die diesem volks-
tümlichsten und freimütigsten, aber darum von mancher Seite
bitter gehassten Institut von Bestrebungen drohen, die ja vor-
nehmlich auf eine umfassend organisierte Kontrolle hinaus lau-
fen. Kontrolle ist ein böses Wort, und der Kontrollierte er-
fährt damit immer , im minderen oder höheren Masse, eine Ent
würdigung.
Die Bühne , als die unmittelbarste Form überquel-
lender sinnlich-geistiger Lebensäusserung einer Nation, muss
schlechterdings im unbeengtesten Sinne von jedem gefördert wer-
den, der die Gesundheit des Volkes will, und dem Talent und
Genie noch etwas bedeutet. Auch die beste Sache zeitigt Aus-