Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. o.O., 5.10.1916
damit nie fertig u., ohne niemander je
zu überzeugen, in einen immer un=
entwirrbareren Wust von Miß=
verständnissen verwickelt, bis
wir schließlich in Tinte ertrinken.
Diesen Fehler begehe aber, wie Sie
soeben wieder sehen, nur ich; Sie
werden schon durch Ihren sicheren
guten Geschmack davor bewahrt,
u. ich werde von Ihnen lernen.
Und da protestieren Sie, von Ihrem
kleinen Spiegel irregeführt, gegen die
gleiche Stufe! In diesem Punkte muß
ich leider immer wieder in den eben
besprochenen Fehler zurückfallen.
Ihre letzten Briefe namentlich sind
Offenbarungen für mich. Offenba=
rungen Ihres harmonischen Wesens.
Offenbarungen einer verwandten
Seele. Ihre Gedanken sprudeln alle
aus einer klaren frischen Quelle
hervor. Mir ist's, als hätte ich auch
schon Ähnliches gedacht oder geahnt,
aber hier ist es wie von einem an=
deren warmen, so sympathischen Ge=
müt durchhaucht, als ob die Quelle
anderes erlebt hätte als meine.
Aus einem anderen Meere hat die
Sonne dieses Wasser in Dampfform
in die Lüfte entführt, in Wolken die
Winde es zu den blauen Bergen
gebracht, wo es als milder Regen
blumige Matten erquickte, durch