Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 12.11.1916 - 16.11.1916
ab u. zugleich verließ meine Fa=
milie Pola u. kehrte nie wieder
zurück. Seither, also seit 16½ Jahren,
war ich, auch alle Urlaube, die ich
immer bei meiner Familie ver=
brachte, dazu gerechnet, nur 5
Jahre mit meiner Familie zusammen
u. 11½ Jahre von ihr getrennt
. Da ist es also nicht zu ver=
wundern, wenn mein Freund
S. vor 4 Jahren mich streng inter=
pellierte: „Ist es wahr, daß du dich
von deiner Frau scheiden läßt?“
„Lieber S., du warst doch mehr als
irgend ein anderer in meiner Fa=
milie u. kennst unser Familienleben.
Kannst du also so etwas glauben?“ „Nein,
aber es wird überall so gesprochen u.
zw. ganz positiv.“ „Also höre! Wenn ich
vor die Wahl gestellt werde, mich scheiden
zu lassen oder mich zu erschießen, so er=
schieße ich mich gleich, ohne mich eine Minu=
te zu bedenken. Und nie während mei=
ner Ehe habe ich anderst gedacht. Und nie
habe ich eine Frau gekannt oder getroffen,
bei der mir je der Gedanke hätte kom=
men können: Wenn ich doch lieber diese
zur Frau haben könnte! Das kann ich
dir auch sagen, daß jetzt mein Familien=
leben noch inniger ist, als in den Jahren,
da du es kanntest, wie kein anderer.
So, jetzt weißt du, was du von dem dummen
Tratsch zu halten hast.“
Ich weiß, daß m. Fr. sich für mich immer ebenso