Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 20.10.1916
dich in fremden Bann ziehen!“ Tom: „Take
a mosquito-net & remember the Casino-night
& beware of bad company! Ha, ha, ha!“
Tom ist außer sich, statt in sich zu gehen u. zu
begreifen, daß das unfreie Herz allein
ein ebenso schlechter, unbrauchbarer
Wegweiser ist, wie eine Kompaßna=
del, die, durch einen Magnet in der Nähe
festgehalten, sich nicht frei in die Nord=
richtung einstellen kann. Haben Sie
Mitleid mit dem Armen, der sein gan=
zes Glück entschwinden, seinen Him=
mel einstürzen zu sehen vermeint.
Sein Beispiel ist Ihnen übrigens ei=
ne bessere Warnung als alle rein
vernünftige Patriarchenrede.
Daß Sie mir die lieben, wundervollen
Brummerepisteln geschickt, danke ich
Ihnen ganz besonders innig. Wenn
ich gedacht hätte, daß Sie sie, wie Sie
jetzt schreiben, „nur für sich“ geschrie=
ben haben, würde ich es gewiß nicht als
kalte Grausamkeit hingestellt haben,
sie mir vorzuenthalten. Aber damals
- am 10. - schrieben Sie davon ganz an=
ders. Dort hieß es wörtlich: „u. suchte
„ sie (die unhöflichen Worte Ihres „Ichs an
„ sich) zu übertönen mit kleinen Brum=
„ merepisteln, die ich Ihnen täglich
„ schrieb. Zum Glück war ich noch so klug
„ sie nicht abzusenden, wofür Sie mir
„ noch nachträglich danken sollten.“ Da muß=
te ich wohl annehmen, daß sie ursprüng=
lich für mich bestimmt waren. In bei=
den Fällen aber kann ich nicht mit Wor=
ten ausdrücken, wie sehr mich Ihre hoch=
herzige sincerity gerührt hat u. wie ich
Sie dafür bewundere. Sincerity for sincerity!
Werden Sie, bevor Sie kommen, dem armen dum=
men Tom noch einige Worte schicken können? Diese Woche
ist so entsetzlich lang! In treuer Freundschaft u. Verehrung
A.Haus