Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 12.9.1916
Sie kommen so überraschend aus jedem
Winkel heraus, d. h. aus jeder mögli=
chen Stelle, wo wir zusammen plau=
derten; auf Deck, aus dem Klubfau=
teuil, besonders von der Bank auf dem
Achterdeck, die ich bishin für ein ganz
gewöhnliches, u., da ich wiederholt im
Finsteren daran angestossen, auch für
ein boshaftes Möbelstück gehalten u. nie
benützt habe, jetzt aber über jede Kir=
chenbank hochschätze u. oft besuche. Wenn
ich am Ende links, wie damals, dort an=
dächtig sitze, blitzt es oft in mir auf:
„Das hat sie hier gesagt! Und das!“
Wenn ich doch einen Taschen-Phonogra=
phen hätte, um alles, was Sie sagten,
aufzunehmen u. dann nach Belieben
zu reproduzieren!
Sonntag war ich sehr gespannt. Daß
Ihr Bild kommen würde, bezwei=
felte ich nicht. Haben Sie doch beim
Abschied gesagt: „Wenn möglich, schicke
ich es morgen.“ Und soweit kannte
ich Sie auch schon, um jedem Verspre=
chen aus Ihrem Munde vollkom=
men zu vertrauen, was ich bei den
allermeisten Frauen nicht tue. Aber
ob ein Brief u. die zurückgehaltenen
Blätter mitkommen würden??