Kienzl, Hermann: Brief an Helene Kienzl. Wilmersdorf bei Berlin, 12.3.1917
er ist. Er meint es wohl auch
ganz ehrlich, wenn er sagt,
er könne die Verantwortung
für das Selbstverständliche
- die Verantwortung vor
jenem Lebewesen, das kein
Mensch ist! - nicht auf sein
Gewissen nehmen. In seiner
egozentrischen Blindheit, in
seiner Abhängigkeit von über=
lieferten Sittengesetzen, die,
ach, so unsittlich wirken können,
zieht er eben nur immer
sich selbst in Betracht; ohne
bei der Wahrnahme seiner
eingebildeten „Pflicht” in
Betracht zu ziehen, was er
mit seiner vermeintlichen
Selbstaufopferung der Frau
zumutet u. zufügt, die ihm
wichtiger als das eigene Selbst
u. die eigenen Skrupeln sein sollte.