2.
Fähigkeit ist, wie mir scheint, noch vorhanden und
der Bühnenerfolg, der bisher nur tröpfelte,
schreckt mich nicht entscheidend ab. Das Beste hat
man doch bei und von der Arbeit! Aber
gegenwärtig reicht es kaum für Zeitschrift,
Kritik und Feuilleton. Obwohl ich so recht
an Haus u. Schreibtisch gefesselt bin. Mein
Zustand ist nur scheinbar ewig=gestrig, in Wahrheit
verschlimmert er sich seit 2½ Jahren regelmäßig
und ist nun überaus quälend. Ich leide permanent,
bei Tag und Nacht, an sklerotischen
Gehirnbeschwerden, d. h. Schwindelzuständen, die
nicht etwa bloß anfallweise kommen, sondern
mich durchaus hindern, geradeaus zu gehen.
Turne ich mit Mühe die Treppe hinab bis zum
Auto, so müssen mich die Leute auf der Straße
für schwer=besoffen halten, und im Theater
klettere ich zu meinem Sitz, indem ich mich
jämmerlich an den Wänden weiter taste. Ja, ja,
fremde Zeitgenossen, die einen zufällig einmal
beim Gesandten oder sonstwo sehen, behaupten gerne,
ich sei gesund ... und ich muß mir, das Unver=
meidliche ertragend, auch solchen dummen Hohn gefallen lassen.