Kralik, Richard: Brief an Karl Seitz. Wien, 21.12.1927
[mit fremder Hand:] K Nr.40/VII/27.
[mit fremder Hand:] Direktion d. städt Sammlungen einlegen wegen Schlußabsa[t]z - [Unterschrift:] Seitz
An den Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien
Zu Handen des Herrn Bürgermeisters
Karl Seitz.
Der Gemeinderat meiner Mutterstadt hat mir
eine Ehrengabe von 1000 Schilling bewilligt, wofür
ich hiemit meinen ergebensten Dank ausspreche.
Ich nehme die Ehrung an als eine Anerkennung dafür,
daß ich mein ganzes Leben und meine literarische Arbeit
bis in mein 75. Lebensjahr zumeist, ja, ich darf
wohl sagen, ausschließlich, der Ehre der Stadt Wien
gewidmet habe, in der ich seit 1870 fortdauernd
wohne, seit 1907 heimatberechtigt bin, seit 1912
in feierlicher, ehrenvoller Weise das Bürgerrecht erhalten
habe. Ein bedeutender, vielleicht der bisher wirksamste
Teil meiner mannigfaltigen Arbeiten ist direkt mit
der Stadt Wien verknüpft, so meine Geschichte Wiens,
die - mit ihrem reichen literarischen Quellenmaterial,
mit ihren 599 Illustrationen, seit der ersten
Auflage 1911 und auch seit der bis zu unseren Tagen
erneuerten Auflage von 1926 wohl in ihrer Art ohne
Konkurrenz geblieben ist, und wohl nie aus der Kultur
Wiens ausgestrichen werden kann. Wenn es darin
auch nicht an Kritik fehlt, die ja dem denkenden
Historiker pflichtgemäß zukommt, so hat man doch