Lempruch, Moritz Erwin von: Brief an Karl Kraus. Innsbruck, 19.2.1919
wenn mir auch der jetzt herrschende Föhn zu Zeiten,
besonders Nachts, wahre Qualen bereitet. Herr von FICKER,
der gestern in ihrem teilnahmsvollen Auftrage bei mir
war, konnte sich selbst von der Besserung meines Zustan-
des überzeugen. Wir sprachen, - wie natürlich, -fast aus-
schließlich von Ihnen; und da wir eins sind in unserer
höchsten Wertschätzung und Liebe Ihrer Person, so kön-
nen Sie sich denken, dass mir der Besuch dieses ausge-
zeichneten Menschen eine innige Freude brachte! Tausend
Dank auch für diese liebe Aufmerksamkeit!
In Innsbruck darf ich, über dringenden ärztli-
chen Rat, nicht bleiben, was mir aufrichtig leid tut; das
hiesige Klima sei, so sagt der Arzt, geradezu Gift für
mich. Ich werde daher etwa im Mai in die Nähe von Wien
übersiedeln, wahrscheinlich in die Kremser Gegend, in
der ich schon seit vielen Jahren ein kleines Voluptuar
besitze. Ich habe meine Fühler bezüglich einer Wohnung,