Marriot, Emil: Brief an Albert Eulenburg. Wien, 2.1.1917
Bei mir gibt es gar nichts Neues. Man lebt
so hin ... Das Zeitunglesen habe ich mir fast gänzlich
abgewöhnt, fliege blos die Depeschen von den
Kriegsschauplätzen durch und schenke mir das Übrige.
Hingegen greife ich zurück zu den Klassikern, habe
auch Ibsen wieder einmal durchgenommen und lese
jetzt das Journal der Goncourt.
Eine Flucht vor der Gegenwart.
Mir träumt manchmal, ich sei wieder in
Berlin. Wird es in Wahrheit doch noch einmal
wenigstens dazu kommen? Ich hoffe es, trotz Allem.
Denn da alles ein Ende nimmt, wird dieser Krieg
auch einmal vorüber sein. Und dann komme ich
und wir sehen uns wieder.
Einstweilen herzlichste Grüsse und
Wünsche für Ihr Wohlergehen von
Ihrer allzeit getreuen
Marriot