Millenkovich-Morold, Max von: Brief an Josef Reiter. Wien, 21.6.1932
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meiner Tante in Attersee, der ich immer willkommen bin, erst schrei-
ben möchte, wenn ich weiß, ob und wann ich auch zu Dir kommen kann.
Im übrigen sind alle Sommerpläne, soweit ich überhaupt welche machen
darf, noch sehr ungewiß und die Gewißheit würde mir erleichtert,
wenn ich zunächst einmal Nachricht von Dir hätte.
Für Deine sonstigen Mitteilungen wärmsten Dank! Es ist
mir immer eine Freude, Deine schönen, klaren Schriftzüge zu lesen
und einen Hauch Deines Geistes zu verspüren. Da aber das Schreiben
auf beiden Seiten mannigfachen Hindernissen begegnet - wir haben
beide zuviel anderes zu schreiben - so ist es höchste Zeit, daß
wir endlich einmal mehrere Tage beisammen sind und uns über so
vieles, was uns bedrängt und bewegt, gründlich aussprechen. Den
übersandten Zeitungsausschnitt stelle ich hiemit zurück und bin
mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus Dein
altgetreuer
Max