Blittersdorff, Philipp: Brief an Gustav Gugitz. Ploesti, 16.2.1917
Und endlich hat er sie erspäht,
Gebettet weich in Arm und Plaid,
Geborgen in ein schön' Koupé ,
So weich als wie ein Kanapé.
" Mein Lieb, was birgst Du so bang Dein Gesicht ?"-
" Siehst Du, Gefreiter, den Strouhal nicht,
Den Strouhal mit Kron' und Schweif ?" -
" Oh Minna, 's ist nur ein Nebelstreif."-
" Gefreiter, Gefreiter, und siehst Du nicht dort
Den Takaro steh'n am düsteren Ort ? "-
" Ach Minna lieb, ich seh' es genau,
Es ist der Bahnhof von Nagyszeben grau." -
( Strouhal als Geist: ) " Ich liebe Dich, mich reizt Deine
schöne Gestalt,
Und bist Du nicht willig, so brauch' ich Gewalt."-
" Gefreiter, Gefreiter, jetzt fasst er mich an,
Der Strouhal hat mir - ein Leids getan! " -
Dem Retter grauset's, der Zug entweicht;
Wer weiss, ob er noch die Q.A. erreicht?
Und endlich ist er in Schellenberg doch -
Dort stand der Qu. -Zug gemächlich noch.
Nachdem die Köchin war verstaut,
Pfeift auch derZug ganz froh und laut,
Und fort ging's nun mit Stop und Hott,
Dass er bloss fährt, gelobt sei's Gott.
Indem die Grenze man passiert,
Zu MED man infiliert,
Am schnell'ren Tempo merkt man gleich,
Man wird geführt vom deutschen Reich.
So kam man sonder grossen Plag'
Am Ziel' an gegen Nachmittag.
Idyllul Bucurestilor.
Sehnsuchtsseufzer des Qu. -Poëten.
Ach Bukarest, Du feine, Du Stadt an Mädchen reich,
Dein denk'ich still und weine, Ploest'ist Dir nicht gleich.
War das ein flottes Leben, in " Klein Paris " dort unt',
Nach früh'rem Qu.-Hundsleben, gar mancher ward gesund.
Das waren gold'ne Zeiten, der Q.A. zehen sechs;
Aus sind die Herrlichkeiten,-Schwamm drüber und an Klex !
Les'ich das Blatt vom Tage, Gazett' Bucurestilor,
Neapel denk'ich, klage:" Bucurest'vedere poi mor'!"
Noch einmal will ich durchkosten die schöne, herrliche Zeit,
Wo wir mit Huldinnen tosten im duftigen, luftigen Kleid.'
Ich will hier das Versmass entlehnen vom alten Ovid, der ja auch
Bei Daziern, den alten Rumänen, fest drahte, wie's so war der
brauch :
Singe,o Muse, der Q.A. ergötzliche Wochen voll Honig,
Wenn auch mit Essig getränkt des sauren, ewigen Dienstes;
Aber die Abendstund' naht und mit ihr der Reigen der Damen,
Die voll Sehnsucht und Lieb' dem zwiefarben Tuch'sehr ergeben.-
Weihnachten war's, da rollte der Train in den bebenden Bahnhof;
Hurtig mit Donnergepolterenteilten die Lastautos stadtwärts,
Aufzustappeln das Gut vor der Banca Romana's Gebäude,
Das dem Chef der Q. A. und den ergeren, wichtigen Stabe
Dienen sollte zum Sitz des allgewaltigen Herrschen's.- -
Kurz war der Traum, der die Qu.-Herr'n wiegte in eitler Ruhe,
Denn nur zu bald kam Befehl, in's Ministerium zu siedeln,
Das dem Kultus geweiht, der Erziehung rumänischer Rangen.
Aber so ist der Soldat, er gehorcht und schnüret sein Bündel,
Murrend vielleicht und schimpfend, doch folgend dem hehren Kommando.
Schöner war's nicht das Gebäu, das so edlem Zwecke gedienet,
Schmutzig und düster im Leib, und aussen auch nicht viel besser.
Aber man war mehr beisammen, man spürte ein inniges Sehnen
Oefters per Telefon und bei länglich- bänglicher Rede
Donauberichte zu hör'n und Klagen ob schlechter Versorgung. -
Da man's gewohnt seit langem, seit Nagyszeben's sel'gen Tagen,
Nahm's man's mit Gleichmut auf und dachte:" Die werden schon schwei-
gen."