Blittersdorff, Philipp: Brief an Gustav Gugitz. Ploesti, 16.2.1917
Aendern konnt'man's ja nicht, denn die deutschen, die Bundesbrüder
Hatten ja alles versperrt und gekürzt und der Q.A. gestutzet
Ihre recht schmächtigen Flügel zu Flügelchen kindischer Putten
Also nahm man's auch hin, als des mächtigen Mackensen's Stimme
Sich durch sein AOK der Q. A. folgend verdolmetscht:
" Geht nach Ploesti hinaus, verlasset die erwählte Tafel,
Wo nur die Deutschen ein Recht, die Gott zu Erwählten erküret;
Geht nur hinaus, vermindert Euch möglichst, ich helf'Euch da gerne,
Euch amputierend die Füss'und die Arm' und den Leib nach Belieben."
Also geschah's und nach seligen zwei mal zwei Wochen
Musste gepackt wieder werden mit Tränen und Seufzern und Aechzen,
Um nach Ploesti zu zieh'n, dem gottverlassenen Neste,
Das der Deutsch bereits in allen Teilen besetzt hielt.
Doch nun genug des Jammerns, der k.u.k. schlechten Gewohnheit;
Gab es doch auch noch genug des Heiter'n, Pikanten und Guten,
Das ich alljetzo im Reim, in leichtbefiederten Versen
Männiglich mitteilen will, so gut ich es weiss und vermöge
Bukarester Liebesreigen.
Schnadahüpfln vom K.- Poëten der Q.A. 16.
Der Reigen tanzt hier überall,
Auf Strasse und im Zimmer,
Denn Mädchen gibt s hier sonder Zahl
Und Sehnsucht haben s immer.
Drum wird mir s schwer, hier
auszuwähl'n
Die besten Reigenpaare,
Und viele werden hier noch fehl'n,
Der'n " Losung " ohne Haare.
I) Wer steht alldort mit
Kennerblick,
Hochragend auf dem Korso?
Der Kopfscheu ist es nett und schick;
Es weitet sich sein Torso,
So oft er Mägdleins um sich sieht,
Die vorne gut gerundet -
Marischkas denkt er, die erblüht
An seiner Brust gesundet.
II) Der Kutschi, der macht's
ihm gleich nach,
Spielt gern´ auf der " Guitarri,"
Die Giga ist vom selben Fach,
Spielt gern' Madame Dubarry.
Bei Kutschi auch der Auer wohnt
Und ist kein Klosterbruder,
Zwar weiss ich nicht, wer bei ihm
tront - -
Genug! - Er ist ein - - Luder !
III) Der Ize voller Dienstbegier
Trägt an sich gern als Schadchen,
Verlangt dafür niemals Gebühr
Nur ab und zu ein " Gnadchen ,
Zu Haus hat er die Izin voll,
Die Tochter dient als Dolmetsch,
Die Izin füttert liebestoll
Den Iz' mit Kaviar-Mazes.
IV) Der Tataro sitzt breit
und fest
Im Cont nental- Hotele,
Die Augen er oft schweifen lässt
Zur Schönen in der Schnelle,
Und plötzlich schreibt sie ein
Billet,
Ihm wird ganz heiss zu Müte -
Als es der Kellner bracht ihm
nett:
Die Rechnung war's, o Güte !
V) Monsieur Pavo est amoureux
De Lilly, une française,
Et Naconet,ameuraché,
Dotto frequente, charmeuse.
Ils profitent aussi dans la
langue,
Ecrivent poulets aux dames ai-
meés,
Et ce qu'en stil habile leur
manque
Remplacent-ils par mots en-
censés.-
VI) Der Stevolo wankt müd'nach
Haus',
Verfehlt die rechte Wohnung,
Legt sich zu Bett und ruht
sich aus,
Da ruft jemand um Schonung.
Die jemand war ein fesches
Weib,
Das gar nicht Schonung wollte,
Und Stevo bat mit Mund u.Leib,
Dass er sich ja nicht trollte.
VII)Schön-Kreml liebt Frau
Magda heiss
Und Meermann "Majestätchen"
Professor Navi gab den Preis
Dem drallen Kindermädchen,
Das mit dem Kinderwagen ging
Im holländ'schen Kostüme,
Bei der er kosend Feuer fing
In selt'nem Ungestüme.
VIII) In einem Home sehr luxu-
riös
Klein,Hausch und Schlimp gas-
tieren,
Man spielt Klavier, goutiert
famös,
Lässt sich von Frau'n hofieren.
Der Klein liegt auf der "Bun-
deslad'",
Die er sich hat ergattert,
Der Hausch posiert als Josef
fad',
Bis eine ihn gevattert.