Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 3.6.1926
Leben brauche. Ich glaube aber richtig ge-
handelt zu haben. Mit den einzelnen Stücken
hausieren gehen, lag mir aus vielen
Gründen gar nicht. Wien ist verpflichtet,
eine Reihe von Autoren, darunter na-
türlich meinen Mann, für sogenannte ewi-
ge Zeiten selbst zu behalten.
Ob Wien teurer ist als Paris kann ich na-
türlich nicht beurteilen. Vielleicht augenblicklich,
doch bis zum Herbst kann sich das wieder geän-
dert haben. Ich werde mich jedenfalls bei
Prof. Czermak, der mir auch die Ihnen gesandte
Liste gemacht hat, erkundigen, was ein
junger Mann bei anständigem Leben und
Teater= & Konzert= & Gallerienbesuch hier
verausgaben muß, und Ihnen dann
berichten.
Nun komme ich mit einer großen
Bitte: Ein junger Freund von mir
hat kürzlich die Prüfung aus Franzö-
sisch gemacht. Als 3. Fach zur Befähigung
eines Mittelschullehrers. Augenblicklich
macht er sein Probejahr. Im Herbst