"Zapfenstreich" von Beyerlein, in dem ich vermerkt hab[e]
"Unser letzter Theaterabend im Dezember 1903. Em war
neidlos entzückt wie immer, wenn ihm etwas gefiel."
Hermann heißt eigentlich Borchardt, ist ein Berliner,
soll J. G. nach den Erzählungen einer alten Freundin
des Hauses gemacht haben. Er hat noch mancherlei
geschrieben, doch nichts, was mich erobern konnte. Dies
soll natürlich kein Urteil, sondern nur eine persönli-
che Bemerkung sein.
Nun möchte ich zu meinem letzten Brief noch eine
lange Liste erfolgreicher Schriftsteller jüdischen Blutes
nachtragen: Josef von Weilen, öst. Dramatiker, dessen
Stücke über´s Burgtheater gegangen sind. Er war
mit dem Kronprinzen eng liiert, Herausgeber des
vom Kronprinzen inspirierten Werkes: Österreich
in Wort und Bild. Sein Sohn - Altersgenosse des
Kronprinzen - war nachmals Prof. f. deutsche Lit. an
der Wiener Universität, hat eine Auswahl der Werke
seines Vaters herausgegeben. In der Einleitung be-
tont er das Judentum seines Vaters, obwohl er
selbst von einer katholischen Mutter katholisch geboren
war. Natürlich war auch sein Vater getauft. Wir
haben ja selbst heute noch keine Mischehe. Diese Betonung
zeigt, wie die Dinge nun einmal liegen, soweit
die deutsche Zunge reicht, von schöner, mutiger
Gesinnung. Der Sohn ist 1919 in den Bergen verun-
glückt. Trotzdem ich nun auch mit der dritten
Generation Weilen treue Freundschaft halte, glaube
ich nicht, daß das Bekanntwerden mit diesem Schrift-
steller für Sie von Wert sein kann. Josef von Weilen
ist lange vor meinem Mann gestorben; nach mei-
nes Mannes Tod fand sich ein überholtes Te-
stament vor, in dem Weilen als Mitvollstrecker
seiner Wünsche genannt ist. - Lieber Herr Profes-
sor,
"Unser letzter Theaterabend im Dezember 1903. Em war
neidlos entzückt wie immer, wenn ihm etwas gefiel."
Hermann heißt eigentlich Borchardt, ist ein Berliner,
soll J. G. nach den Erzählungen einer alten Freundin
des Hauses gemacht haben. Er hat noch mancherlei
geschrieben, doch nichts, was mich erobern konnte. Dies
soll natürlich kein Urteil, sondern nur eine persönli-
che Bemerkung sein.
Nun möchte ich zu meinem letzten Brief noch eine
lange Liste erfolgreicher Schriftsteller jüdischen Blutes
nachtragen: Josef von Weilen, öst. Dramatiker, dessen
Stücke über´s Burgtheater gegangen sind. Er war
mit dem Kronprinzen eng liiert, Herausgeber des
vom Kronprinzen inspirierten Werkes: Österreich
in Wort und Bild. Sein Sohn - Altersgenosse des
Kronprinzen - war nachmals Prof. f. deutsche Lit. an
der Wiener Universität, hat eine Auswahl der Werke
seines Vaters herausgegeben. In der Einleitung be-
tont er das Judentum seines Vaters, obwohl er
selbst von einer katholischen Mutter katholisch geboren
war. Natürlich war auch sein Vater getauft. Wir
haben ja selbst heute noch keine Mischehe. Diese Betonung
zeigt, wie die Dinge nun einmal liegen, soweit
die deutsche Zunge reicht, von schöner, mutiger
Gesinnung. Der Sohn ist 1919 in den Bergen verun-
glückt. Trotzdem ich nun auch mit der dritten
Generation Weilen treue Freundschaft halte, glaube
ich nicht, daß das Bekanntwerden mit diesem Schrift-
steller für Sie von Wert sein kann. Josef von Weilen
ist lange vor meinem Mann gestorben; nach mei-
nes Mannes Tod fand sich ein überholtes Te-
stament vor, in dem Weilen als Mitvollstrecker
seiner Wünsche genannt ist. - Lieber Herr Profes-
sor,