Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 9.12.1921
zu können.
Außer den zehntausend Kronen über
die meine 70jährige Cousine noch fas-
sungslos ist, habe ich 500 Kronen
auf 30! Dekagramm Cakes und 20! Deka-
gramm Malz= und andere Bonbons aus=
gegeben. Die Witwe des in meinem
Ms. erwähnten Hofrat, Prof. Pfaff, Herren-
hausmitglied, die Mutter des Hofrat Prof.
Pfaff an der Grazer Universität, ist im
Greisenasyl im XVIII Bezirk unterge-
bracht. Um, wie sie, sein eigenes /einfen-
striges Zimmer mit ihren eigenen
Möbeln/ zu haben, muß man freilich
nach früheren Begriffen, das Einkommen
eines Wohlhabenden besitzen, denn schon
vor Monaten hat sie siebzig Kronen täg=
lich bezahlt. Ich benutzte also den vorletzten
"billigen" Straßenbahntag, 15 Kr. die Fahrt,
und fuhr zu ihr - eine Stunde weit. Ich fand
sie nicht in ihrem Zimmer, sondern in der
gemeinsamen Wärmestube, da die Zim-
mer gar nicht geheizt werden. Ein
großer Raum, Holzbank an Holzbank
und darauf Männlein und Weiblein
zum überwiegenden Teil aus der die