Gräf, Hans Gerhard: Brief an Otto Weissel. o.O., 16.8.1918
wundersam knüpfen. Das ist jetzt ganz anders geworden,
als es zu Goethes Zeiten war. Er hat nicht einmal Prag
gesehen, dem er wiederholt so nahe war, geschweigedenn
Wien, die Kaiserstadt. Und so ist denn zu hoffen, daß ich
die Freude haben werde, Sie nach dem Kriege bald einmal
persönlich kennen zu lernen, sei es in Weimar, das ein Goethe-
Enthusiast wie Sie natürlich besuchen muß, sei es in Wien.
Einstweilen herzlichen Dank, daß Sie mir schon jetzt Ihr
Gastzimmer so freundlich anbieten! leider Gottes besitze
ich dergleichen nicht, aber das wird Sie nicht abhalten, nach
Weimar zu kommen. Was wir vermögen, den Aufenthalt
in der Goethe=Stadt Ihnen erfreulich zu machen, wird
mit Freuden geschehen.
Zum ersten Mal habe ich mich entschlossen in meinem
Leben, eine "Kur" zu brauchen. Nicht als ob ich an Rheu-
matismus, Ischias oder dergl. litte, Wildbad soll auch
ein Jungbrunnen sein bei allgemeiner Ermüdung nach
Überarbeitung. Und das ist mein Fall. Ich habe während
[oberer Rand; mit roter Ziffer:] 3 ser Wiener Kindl zu übertragen die Freundlichkeit haben wollten,
so würde ich und meine Frau Ihnen sehr dankbar sein. Vielleicht
könnte sie dort durch Ihre liebenswürdige Vermittlung diesen
oder jenen Unterricht bekommen. Ich denke, Sie würden auch [rote Ziffer] 4